Stade ist einer von fünf Austragungsorten der NBA-Sommercamps, die als Nachwuchscamps mit dem höchsten Niveau gelten. Ein Besuch beim Training mit Ex-Profis.
Im Eingang des Sportcampus herrscht die Stille. In der Halle der Lärm. 48 9- bis 18-jährige Kinder und Jugendliche in einheitlichen blauen oder weißen Baskteballtrikots sowie acht Trainer der NBA
School Germany sind laut. Die Schuhe quietschen, Trainer und Spieler schreien durcheinander. Von Montag bis Freitag von 9 bis 16 Uhr arbeiteten die Spieler daran, bessere Basketballer zu
werden.
So bekam Stade sein NBA-Heimspiel
„Explodiere!“, fordert Björn Barchmann von jedem Kind seiner Trainingsgruppe. Wenn die zu langsam zum Korbleger andribbeln, will er: „Volles Tempo, aber richtig Tempo!“ Barchmann repräsentierte
den VfL Stade unter den Camp-Trainern. Er ist der Grund, dass die NBA in Stade Halt machte. Barchmann fragte bei der NBA School an, nachdem sein Sohn am Hauptstandort München 2024 Sommercamp
schon einmal teilgenommen hatte.
Rund 80 Prozent der Teilnehmer kamen aus der Region, etwa 25 aus Stade. Fünf Trainingsgruppen gab es. Sie wurden am Montag nach Alter und Erfahrungslevel eingeteilt. Jeder sollte mit etwa
gleichstarken Spielern trainieren.
Die NBA School teilte Einblicke in ihr Camp auf Instagram & Co - für den VfL gute Werbung, sagt Barchmann: „Das bringt uns Bekanntheitsgrad. Viele werden Stade jetzt auch auf der
Basketballlandkarte haben, nicht nur wegen unserer Ersten Herrenmannschaft und der Jugendarbeit.“
Das ist die Idee des Camps
„Basketballcamps anzubieten, war mein Traum“, sagt Camp-Leiter Andreas Wagner. Er trainierte bereits die Deutsche Basketballnationalmannschaft der Damen und förderte Talente beim FC Bayern
München. Damit wolle er Kindern die Chance geben, höherklassig zu trainieren, damit sie ihre nächsten Karriereschritte machen können.
Der Trainer des Club Africain in Tunis (Tunesien) und sein Unternehmen „CourtReady Performance“ aus München kauften 2024 von der NBA die einmalige Lizenz für Deutschland. Die Kosten seien hoch,
sagt Wagner, der keine Zahl nennt, nur sagt: „Es ist viel Geld.“
Morgens schulten die Trainer an verschiedenen Trainingstationen die Fähigkeiten der Spieler. Zum Beispiel an der Ball-Handling-Station. Die Spieler mussten koordinieren, einen Basketball und
Tennisball gleichzeitig zu prellen. Nachmittags folgten Spielformate, wo die Teilnehmer das Gelernte im Spiel anwenden konnten - im Fünf-gegen-Fünf- oder Vier-gegen-Vier-Turnier für die
Kleineren.
Einer der Coaches war Ex-Profi. Der Center dribbelte für Brasiliens Nationalmannschaft und wurde in der NBA von den Minnesota Timberwolves gedraftet (ohne Einsatz). Paulo Prestes schulte den
Nachwuchs darin, sich im Zweikampf besser als der Gegner zu verhalten.
Die eine Bewegung - den Gegner täuschen und blitzartig die Richtung wechseln - und nur eine Sekunde könne spielentscheidend sein. „Spieler wie ihn vergöttern die Kleinen“, sagt Barchmann. Auch
Gary Johnson hatte sich angekündigt, sagte aber ab. Der US-Amerikaner spielte in Irland und Deutschland und wurde hierzulande mehrfach zum besten Verteidiger gewählt.
Teilnehmer lernen mehr als das Sportliche
Auch wenn die Trainer Ehrgeiz einforderten und die Spieler ehrgeizig waren, spielte der Spaß mit. „Es ist kein Bootcamp“, lacht Wagner. Von der Spielfreude zum Erfolg könne es so gehen: Spaß im
Leben haben. Dadurch Spaß beim Basketball. Und letztlich höhere Chance, ein besserer Basketballer zu sein.
Der Spaß am Spiel hieß unter anderem Schere-Stein-Papier. Zwei Spieler sitzen auf dem Hallenboden gegenüber. Beide haben einen Ball. Wer die Partie gewinnt, darf zum Korb dribbeln und werfen, der
andere muss ihn dabei stören.
Im Sport entscheidet oft der Kopf, ob man Spiele gewinnt oder überhaupt Profi wird. Daher waren unter den Trainern auch Sportpsychologen. Franz Rupprecht war einer.
Das Wichtigste, was die jungen Menschen hier von ihm lernen sollten: Selbstfindung und Persönlichkeitsentwicklung. Der Sport sei eine Plattform, um herausfinden: „Wer bin ich, wer will ich sein,
wo will ich hin“, so Rupprecht.
Camp in Stade gibt Motivationsschub
„Kinder haben uns gesagt, dass ihnen das Camp einen Boost gegeben hat“, sagt Wagner. Der Boost kann den potenziellen Stars von morgen zum „großen Wurf“ helfen: Ihre Technik und ihr taktisches
Verständnis habe sich verbessert. Und im Camp hätten sie Selbstvertrauen getankt. Wagners Eindruck: Die Kinder wollen noch motivierter ihr Hobby Basketball verfolgen.
Für den großen Wurf reiche nicht nur Talent, sagt Wagner. Viele Kleinigkeiten müssten stimmen: das Umfeld, die Einstellung, Athletik, Körpergröße, Gesundheit. Wer nicht Profi wird, hat aber nicht
verloren: „Sport hilft im Leben und Arbeitsleben“, sagt Wagner und nennt Teamgefüge, Disziplin, Arbeitseinstellung, Pünktlichkeit als Lerneffekte für die Kinder.
Das Camp könne ein Sprungbrett für Spieler sein, sagt Barchmann. Ein Sprungbrett hilft oft nur beim Abfedern. Wie hoch hinaus es geht, bestimmen vor allem der Sportler und die vielen
Kleinigkeiten.
4. August 2025
Quelle: Stader Tageblatt
Autor u. Foto: Thies Meyer