Niemals nicht am Ball – Stades Korbjäger im Lockdown

Ausgabe 2 mit Nil Angelats

Mit seinen 27 Jahren hat Nil Angelats schon eine Menge gesehen. Der Einfluss seiner basketballbegeisterten Familie, seiner Trainer und Mitspieler, aber auch die Duelle mit Basketball-Berühmtheiten wie Sergio Llull, machten unseren katalanischen Floor General zu dem Spieler, der er heute ist. Seine Sichtweise auf den Lockdown und was ihn sonst so neben dem Basketball beschäftigt, lest ihr in unserem heutigen Interview von und mit unserer „rasenden Reporterin“ Carla Fromme.

Nil, wie geht es dir?

 

Mir geht's gut, danke.

 

Fällt dir die Decke noch nicht auf den Kopf?

 

Im ersten Lockdown vor einem Jahr konnte man das so sagen. Aber in der Zwischenzeit hat sich einiges getan. Zum einen arrangiert man sich mit vielem, zum anderen studiere und arbeite ich mittlerweile neben dem Basketball. Dadurch ist man beschäftigt und die Maßnahmen kommen einem nicht allzu hart vor. Dennoch vermisst man natürlich die Normalität.

 

Du sprichst von „neben dem Basketball“. Wie viel Basketball ist denn zur Zeit überhaupt möglich?

 

Wir haben als Vertragsspieler das große Privileg zumindest individuell trainieren zu dürfen, um unser Wettkampfniveau zu halten. Alles ist sehr streng geregelt und natürlich nicht mit dem normalen Mannschaftstraining vergleichbar, aber wir sind sehr glücklich und dankbar zumindest ein bisschen Einzeltraining in der Halle machen zu dürfen.

 

Als Leistungssportler wird „ein bisschen Einzeltraining“ vermutlich nicht ausreichen, um nicht den Anschluss zu verlieren. Wie hältst du dich darüber hinaus fit und motivierst dich?

 

Mit regelmäßigem Kraft- und Ausdauertraining. Je nachdem wie ein Arbeits- oder Studientag so lief zugegebenermaßen mit mehr oder weniger Enthusiasmus. Ich habe mir aber vorgenommen jeden Tag ein bisschen besser zu werden und fordere mich mit kleinen Zielen heraus, die ich dann auch erreichen will.

 

Das klingt sehr vorbildlich. Woher kommt diese Einstellung? Gibt es zum Beispiel Menschen, die dich besonders geprägt haben?

 

Ich würde sagen, dass meine Familie einen großen Einfluss darauf hatte. Meine Eltern spielten beide leistungsorientierten Basketball. Vor allem meine Mutter war da prägend. Sie spielte bis zu ihrem 43. Lebensjahr. Außerdem hatte ich tolle Trainer und Mitspieler, von denen ich viel gelernt habe.

 

Wann hast du angefangen Basketball zu spielen?

 

Mit 4 Jahren. Seitdem spiele ich ohne Unterbrechung. Im letzten Jahr habe ich so wenig Basketball gespielt wie noch nie in meinem Leben zuvor – echt schräg.

 

Wow, 23 Jahre Basketball, das ist eine lange Zeit mit vielen Erfahrungen und unterschiedlichen Menschen, denen man begegnet. Was würdest du sagen ist das Wichtigste im Mannschaftssport?

 

Ein Team zu sein. Ich habe in vielen Mannschaften gespielt, die großartige Einzelspieler hatten, aber kein Team waren. Es ist schwer dies genau oder nur in wenigen Worten zu beschreiben, da es ein sehr komplexes Thema ist. Es geht um Dinge wie Vertrauen und Zusammenhalt. Ist das gegeben, kommen Spaß und Erfolg fast von allein.

 

Gab es in deiner Basketball-Laufbahn ein besonderes Highlight, das dir im Kopf geblieben ist?

 

Oh, Highlights gab es tatsächlich viele. Zum Beispiel in meinem ersten Jahr in Deutschland, als ich für die Licher Basketbären spielte haben wir ein wichtiges Spiel mit einem Buzzer-Beater-Dreier gewonnen und alle sind durchgedreht. Aber ich erinnere mich auch an eine Saison in Mallorca, als wir am letzten Spieltag den Abstieg verhinderten. Das waren unvergessliche Momente.

 

Hast du ein basketballerisches Vorbild?

 

Wenn ich jemanden benennen müsste, würde ich wahrscheinlich Sergio Llull sagen.

 

Warum?

 

Er ist einfach ein genialer Basketballspieler und zudem äußerst sympathisch. Eine witzige Anekdote: Als ich mit 19 oder 20 Jahren meine ersten Einsätze in der ersten spanischen Liga hatte und gegen Real Madrid auf das Feld kam, begrüßte Sergio mich ganz freundlich. Und ich dachte nur „Was? Der Point Guard von Real Madrid? Meint er gerade wirklich mich?“. (lacht)

 

Jetzt haben wir viel über Basketball gesprochen. Was macht Nil Angelats, wenn er mal gerade keinen Ball in der Hand hat?

 

Also unter normalen Umständen, gehe ich gerne ins Kino. Leider ist das im Moment ja nicht möglich, aber es gibt auch noch andere Dinge, die ich gerne tue, wie zum Beispiel Kochen. An einem spielfreien Wochenende gibt es kaum etwas Schöneres als mit Freunden zu kochen, Musik zu hören und vielleicht auch mal ein Bier zu trinken. (lacht) Ansonsten probiere ich mich auch gerne in anderen Sportarten aus. Tennis, Rudern oder Tischtennis gefallen mir beispielsweise.

 

Für den Kino-Ersatz kommt vermutlich Netflix zum Einsatz? Wenn ja, hast du eine Serie, die du emfpehlen würdest?

 

Aktuell schaue ich Peaky Blinders. Eine wirklich gute Serie. Konkret empfehlen würde ich aber die spanische Produktion „La Casa de Papel“ (deutsch: Haus des Geldes). Meinen Mitbewohner Chris Kleinkes habe ich schon erfolgreich genervt die Serie auch zu schauen. Jetzt warten wir beide auf die letzte Staffel. (lacht)

 

Wenn du jemanden für ein weiteres Interview auswählen könntest, wer wäre das?

 

Eine konkrete Person könnte ich nicht bennnen. Ich denke aber, dass es wichtig wäre aus allen Spieler*innen der Abteilung auszuwählen und sich zum Beispiel nicht nur auf das erste Herren- oder Damenteam zu beschränken. Egal, ob Hobby- oder Leistungsspieler*in, klein oder groß, alle sind Teil des Clubs und hätten es verdient.

Zum Abschluss noch eine Art Schnellfragerunde. Ich nenne einen Begriff und du sagst das, was dir als erstes dazu einfällt. (Original-Wortlaut in Englisch)

Jogging in winter


Better in spring.

 

Basketball



Life.

 

Practice


Hard.


Streetball



Style.


Team



Together.


Friends


Everything.



Freedom


Necessary.

21. Februar 2021 – jfm

Fotos und Interview von Carla Fromme