Fröhlich mit dem Basketball arbeiten

Der Nachwuchs vom VfL Stade und aus der Umgebung wie Lamstedt genießt zwei schweißtreibende Tage mit der Fröhlich Basketball Academy in der Sporthalle der Friedrich-Fröbel-Schule, inklusive US-amerikanischem Spirit, importiert von einer Deutschen.

Fast 60 Jugendliche haben das zweitägige Camp der Fröhlich Basketball Academy in Stade genossen.
Fast 60 Jugendliche haben das zweitägige Camp der Fröhlich Basketball Academy in Stade genossen.

Linda Fröhlich schreitet in die Mitte der Sporthalle und pustet kräftig in die Trillerpfeife. Der schrille Ton bringt die konzentriert agierenden Nachwuchsbasketballer ruckartig aus dem Takt und alle laufen aus allen Richtungen der Halle sofort zu der großen Frau, die kräftig in die Hände klatscht. Die Mädchen und Jungs zwischen zwölf und 17 Jahren klatschen ebenso in die Hände. Sie beklatschen sich selbst und das Team, das transportiert Motivation und Spaß. Fröhlich hält eine kurze Ansprache, klatscht wieder in die Hände, dann beginnt die nächste Einheit.

Linda Fröhlich ist das erste Mal seit vier Jahren wieder in Deutschland. Ihr drittes Kind ist drei Jahre alt. Ihren Heimaturlaub verbindet sie, die in Kalifornien lebt und in Nevada Marketing studierte, mit einem kleinen Promotion-Trip, der zukunftsträchtig sein soll. Die 40-Jährige, die einst zu den besten deutschen Basketballerinnen gehörte (siehe „Zur Person“), gründete nach ihrer sehr erfolgreichen, internationalen Karriere (bis 2011) die Basketball-Akademie für Mädchen „Fro 13“. Mittlerweile arbeitet sie mit ihrem Mann zusammen, der seit 2003 Jugendsportcamps auf Breitensportbasis betrieb, zusammen. „Wir haben uns erweitert, die Programme kombiniert und verfeinert“, sagt Fröhlich. Unter anderem bieten sie auch Sichtungscamps für Colleges an.

Das zweitägige Camp in Stade ist das erste in Deutschland. 100 Kinder hätte Fröhlich gern dabei gehabt, aber die Kapazitäten gaben dies nicht her. So war die Teilnehmerzahl auf 60 begrenzt, 57 kamen. Fröhlich ist „sehr zufrieden“, vor allem, weil „die Kids alle sehr motiviert sind“. Damit könne man arbeiten. Die Nachwuchsbasketballer wurden in drei Gruppen eingeteilt, nach Alter und Können. Ziel des Camps sei es, die Basketballer auf das nächste Level zu bekommen. „Wir müssen es ihnen aufzeigen, die Spieler müssen es selbst erkennen“, sagt Fröhlich. Das sei alles eine Frage der Einstellung. Der Erfolgsdruck müsse von einem selbst kommen, dann ist er positiv, so die Deutsche aus Amerika. Fröhlich erinnert sich: „Ich hab’ gesehen, oh, da ist eine besser als ich, dann muss ich noch mehr machen.“ Zudem wolle sie, dass die Jugendlichen in ihrer Akademie fürs Leben inspiriert werden. Fröhlich nennt „Teamplayer“ oder „nicht aufgeben“ als inspirierende Beispiele.

FRO-Coach und VfL-Regionalligaspieler Richard Fröhlich zeigt wo's langgeht.
FRO-Coach und VfL-Regionalligaspieler Richard Fröhlich zeigt wo's langgeht.

Fröhlich möchte mit ihrer amerikanischen Akademie auch in Deutschland Fuß fassen. Am Donnerstag ist sie in Düsseldorf, am Freitag geht’s zurück nach Kalifornien. In Düsseldorf will Fröhlich Werbung für ihre Camps machen. Von dort hat sie schon Spielerinnen nach Amerika vermittelt. Düsseldorf und Hamburg stellt sie sich in Zukunft als zentrale Anlaufstellen für ihre Akademie vor. Läuft alles wie geplant, bietet Fröhlich dann auch Austauschprogramme an.

Die weltweite Entwicklung des Frauen-Basketballs sei positiv, sagt Fröhlich. Die Gehälter hätten sich etwa verdreifacht im Vergleich zu ihrer Zeit. In anderen Ländern sei es freilich wesentlich besser als in Deutschland. „Ich habe nie in Deutschland gespielt, weil ich überall sonst viel mehr verdient habe“, sagt sie. Auch wenn sie nicht mehr nur noch Mädchen fördert – mit ihrer Akademie möchte sie helfen, dass der Frauen-Basketball weiter attraktiver wird. „Das Niveau wird immer besser“, sagt sie, „aber die Wahrnehmung in den USA ist natürlich schwierig gegenüber der NBA.“

Bruder Richard Fröhlich, beim VfL Stade im Regionalliga-Team aktiv, kommt außer Atem nach einer Übung zu seiner Schwester. „Dürfen sie jetzt spielen“, fragt er, „das haben sie sich verdient.“ Okay, erst das Eins-gegen-Eins, dann in den Teams, sagt Linda Fröhlich. Sie schaut über die Spielfelder, sieht ein Mädel und sagt erfreut: „Hoch roter Kopf und ein Lächeln im Gesicht – das ist fröhlich.“

Zur Person

Linda Fröhlich, 40 Jahre alt, begann ihre Basketballkarriere beim TSV Lamstedt. Beim VfL Stade war sie als Trainerin aktiv. 1994 wechselte sie zum SC Rist Wedel und gewann mit der dortigen Jugend die deutsche Meisterschaft. Sie spielte in Wedel auch schon in der 2. Bundesliga.

Nach ihrem Abitur am Vincent-Lübeck-Gymnasium wechselte Fröhlich an die University of Nevada (Las Vegas/USA). 2002 endete ihre College-Laufbahn. Da hatte Fröhlich mehr Punkte (2355) und mehr Rebounds (1124) als alle Basketballerinnen zuvor erzielt. Sie war 2000, 2001 und 2002 zur besten Spielerin der Conference gewählt worden. 2012 wurde sie in die Hall of Fame der University of Nevada aufgenommen.

2002 schaffte Fröhlich den Durchbruch in der US-Profiliga, wo sie für verschiedene Clubs spielte. In der Saison 2004/05 war sie erfolgreichste Korbjägerin in Italien. Sie spielte unter anderem auch in Russland und der Türkei. Für die deutsche Nationalmannschaft bestritt Fröhlich von 1998 bis 2010 mit Unterbrechung 79 Spiele und nahm 2005 und 2007 an der EM teil. 2011 beendete sie ihre Karriere.

3. Juli 2019

Quelle: Stader Tageblatt
Autor: Jan Bröhan

Fotos: Carla Fromme