Rudi Steinkamp: Basketball bestimmt sein Leben

Auch mit 80 Jahren noch fit wie ein Turnschuh: Rudi Steinkamp. (Foto: Farah)
Auch mit 80 Jahren noch fit wie ein Turnschuh: Rudi Steinkamp. (Foto: Farah)

Der Name Rudi Steinkamp steht wie kaum ein anderer für den Basketball beim VfL Stade. Auch beim Deutschen Basketball-Bundes (DBB) hat Steinkamp seine Spuren hinterlassen. Anlässlich seines 80. Geburtstags schrieb ihm der DBB-Präsident warme Worte.


Am Montag ist Rudi Steinkamp 80 Jahre alt geworden. Zum Geburtstag haben ihn Freunde aus Berlin mit einem Ausflugsgeschenk beglückt. Übers Wochenende ging’s mit der Pferdekutsche auf die Insel Neuwerk vor Cuxhaven. Eine Premiere. „Das muss man sich mal vorstellen“, sagt Steinkamp schon vor der Abreise, „ich war da noch nie – und das als Bremerhavener.“


Steinkamp wächst in Bremerhaven mit drei älteren Schwestern auf. „Das war gar nicht so einfach“, sagt er bezüglich der vielen Erzieherinnen in seiner Familie. Bremerhaven hat Basketballtradition. Steinkamp probiert sich als Kind aber erstmal als Fußballer aus. „Die Füße spielten aber schnell nicht mehr mit“, wie er es ausdrückt. Schon während der Schulzeit entdeckt Steinkamp den Basketball für sich. „Gute Leute, die sich mit dem Sport identifizierten“ hätten ihn geprägt. Schon mit Anfang 20 stellt Steinkamp fest, dass „Schiri zu sein auch eine tolle Sache ist“. Zu seiner Spielervita bemerkt Steinkamp schlicht: „Wer frühzeitig aufhört, war nicht gut.“


Umso mehr startet Steinkamp als Schiedsrichter und später Offizieller durch. 1966 hat er schon die A-Lizenz. Er pfeift bis zu seinem 50. Lebensjahr in der Bundesliga. „Und ich bin nie abgestiegen“, sagt er über die entscheidenden Saisonbewertungen. Sein größter Kritiker und gleichzeitig erster Coach ist seine Frau Karin, mit der er seit 56 Jahren verheiratet ist. Seine Frau ist immer dabei, im Auto auf den Heimfahrten sagt sie ihm dann schon mal deutlich, ob er ein Spiel gut oder schlecht geleitet hat. „Und es gab natürlich auch Probleme, wenn ich zu viel unterwegs war“, sagt Steinkamp. Er konnte aber nie Nein sagen. „Man merkt selbst gar nicht, wie sehr man dem Basketball verfallen ist.“


Steinkamp coacht Schiris


Das Schiri-Coaching bekommt mit den Jahren einen immer größeren Stellenwert im Basketball. Steinkamp selbst wird ein Coach. Bis zu seinem 71. Lebensjahr analysiert er mit den Bundesligaschiris deren Spiele. Er selbst wird für diese Tätigkeit auch von Psychologen fortgebildet. Das hat ihm auch im privaten wie beruflichen Leben weitergeholfen, sagt er. Er selbst fängt an, auch Schiris in den unteren Ligen wie 1. und 2. Regionalliga zu coachen. Er bekomme viel Feedback von den Nachwuchsschiris. „Das ist ein gutes Gefühl.“ In der heutigen Bundesliga sieht er einstige Schützlinge pfeifen. „Dieses Coaching will ich noch so lange machen, wie es mir möglich ist“, sagt Steinkamp.
Zudem ist er viele Jahre als Kommissar an den Statistik-Tischen der Bundesligapartien tätig.

 

„Basketball ist immer professioneller geworden“, sagt er, „heute ist vieles positiver.“ 2006 wird Steinkamp zum Coach des Jahres geehrt. Als Kommissar hat er eine Lebenswerk-Auszeichnung bekommen. In seinem Brief zum 80. Geburtstag Steinkamps schreibt Präsident Weiss unter anderem: „Du hast dich um den Basketball in Deutschland verdient gemacht.“ Fast 70 Jahre lang in allen erdenklichen Positionen und Funktionen. „Bemerkenswert.“ Steinkamp ist von den Zeilen gerührt.


Mehr als 40 Jahre lebte Steinkamp in Fredenbeck. Das Haus haben er und seine Frau, heute stolze Großeltern, verkauft. Sie wohnen in Stade. Beim VfL Stade ist Steinkamp mehr als 40 Jahre in der Basketballabteilung aktiv. Ob als Leiter oder Teammanager hat er maßgeblich am Aufbau gewirkt. Durch seine guten Kontakte fädelt er in der Vergangenheit einige Höhepunkte ein. In den 90er-Jahren gelingt es Steinkamp beispielsweise, den Deutschen Meister Bayer Leverkusen mit Erfolgscoach Dirk Bauermann nach Stade zu locken. In der Mannschaft sind amtierende Europameister. Sie sind auf dem Weg zu einem Turnier, wo Steinkamp tags drauf auch pfeift. Bauermann sagt später zu Steinkamp: „Hätte ich gewusst, wie weit das ist, wäre ich den Umweg nicht gefahren.“ Der 80-jährige Rudi Steinkamp wird für seinen Basketball noch so manchen Weg auf sich nehmen.

 

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15. September 2018

Quelle: Stader Tageblatt

Autor: Jan Bröhan