Starke 12.5 Punkte, 7.7 Rebounds, 2.5 Assists und 1.4 Steals pro Spiel stehen in Reco McCarters Statistik zu Buche. (Foto: Elsen)
Starke 12.5 Punkte, 7.7 Rebounds, 2.5 Assists und 1.4 Steals pro Spiel stehen in Reco McCarters Statistik zu Buche. (Foto: Elsen)

Reco McCarter lebt seinen Traum

Reco McCarter gehört zur Reihe der Amerikaner, die in den vergangenen Jahren bei dem Basketball-Regionalligisten VfL Stade gespielt haben. Dort lebt er seinen Traum, der nicht in Stade enden soll. McCarter hat mittel- bis langfristig noch ein klares Ziel.

Reco McCarter kam als Power Forward, Flügelspieler, nach Stade, hat inzwischen aber alle fünf Positionen bespielt. „One to five“, wie er selbst sagt. McCarter ist im Laufe der Saison durch die Verletzungen seiner Mitspieler in die Rolle des Allrounders gerutscht – und gefällt darin. „Ich bin absolut zufrieden mit Recos Leistung“, sagt Trainer Joan Rallo Fernández. „Ich bin stolz auf ihn, als Spieler und als Person.“ Er falle als Spieler auf, der nie den Kopf hängen lasse und in schwierigen Momenten die „geistige Führung“ auf dem Feld übernehme.

Sein jetziger Coach war es auch, der McCarter nach Stade gelotst hat. Fernández, zuvor Trainer in Spanien, stellte den Kontakt her. McCarter spielte bis zur vergangenen Saison beim spanischen Drittligisten Club de Baloncesto Villarrobledo, bei dem er mit spektakulären Flugeinlagen auf sich aufmerksam machte. Nach den Gesprächen mit Trainer und Teammanagement sagte McCarter, dass es sich richtig anfühle, nach Stade zu wechseln.

Bei den Spielen in der 1. Regionalliga dürfen die Mannschaften einen Spieler einsetzen, der nicht aus der EU stammt. Das waren beim VfL in den vergangenen Jahren Spieler aus den USA, darunter Modie Johnson, Karl Finley, Mason Biddle, Yettra Specks – und nun Reco McCarter. „Inzwischen ist in den USA bekannt, wer der VfL Stade ist“, sagt der langjährige Teammanager Rudi Steinkamp.


Basketball als Rettung

McCarter stammt aus dem kleinen Goldsboro im Bundesstaat North Carolina, einer 40.000-Einwohner-Stadt mit Luftwaffenstützpunkt, Golfplätzen und einkommensschwachen Gegenden. In solch einer Gegend wuchs auch McCarter bei seiner Mutter und seinem Bruder auf. Der Basketball habe ihn, der die NBA-Größen Allen Iverson, Tracy McGrady und Vince Carter bewundert, vor „Drogen, Gewalt und Kriminalität“ bewahrt, sagt McCarter. Mit einem sogenannten Travel-Ball-Team reiste er durch die USA und spielte gegen die besten Nachwuchsbasketballer seines Alters.

McCarter ging aufs College, machte seinen Abschluss in Sozialer Arbeit – und wagte 2015 den Schritt nach Spanien. Dort feierte er seinen größten Erfolg, als er mit Villarrobledo in der vergangenen Saison die Meisterschaft gewann. Im Juli unterschrieb das 1,98 Meter große Kraftpaket den Einjahresvertrag in Stade.

Dort kann sich McCarter voll und ganz auf den Basketball konzentrieren. Mittags geht er ins Fitnessstudio, danach trainiert er individuell auf dem Feld, abends mit seinen Mitspielern. „Ich lebe hier so professionell, wie es nur geht“, sagt McCarter. Er lebt seinen Traum. Daran erinnert ihn auch jedes Mal, wenn er vor dem Spiegel steht, das Tattoo auf seiner Brust: „Hoop Dreams“, steht da. So hieß eine TV-Doku aus den Neunzigern, die von Highschool-Schülern handelt, die Basketball-Profi werden wollen.

McCarter, heute 28, träumt nicht mehr von der NBA, dafür vom Sprung in die erste oder zweite Liga in Deutschland. Durch seine Leistungen beim VfL Stade könne er sich empfehlen, sagt McCarter. Das ist sein mittel- bis langfristiges Ziel. Kurzfristig wolle er dem VfL als Führungsspieler auf dem Weg helfen, der nach Wunsch der Vereinsführung einmal in die 2. Bundesliga ProB führen soll. McCarter ist zuversichtlich, dass der VfL, aktuell Sechster, noch Dritter werden könnte. „Wir müssen Konstanz ins Angriffsspiel bringen“, sagt er.

Reco McCarter vermisst seine Familie in den USA. An Weihnachten jedoch wird er bei Freunden in Spanien sein. Er möchte die zeit- und kräftezehrenden Flüge über den Atlantik vermeiden. Denn wenige Tage nach seiner Rückkehr ist McCarter mit dem VfL Stade wieder in der Liga gefordert – und dann wohl nicht nur auf einer Position.

20. Dezember 2018

Quelle: Stader Tageblatt
Autor: Tim Scholz