Niederlage im Saisonfinale

Das Drehbuch für die Basketball-Regionalliga hat ein erstklassiges Finale vorgesehen: ein Meisterschaftsduell zwischen Stade und Cuxhaven. Das Happy End hat Cuxhaven beim 73:56 gefeiert. Nach dem Spiel erklärte VfL-Trainer Nemo Weber, dass er aufhört.

Cuxhaven feiert, die Stader Spieler sind enttäuscht.
Cuxhaven feiert, die Stader Spieler sind enttäuscht.

Die Entscheidung, den Posten des Cheftrainers beim VfL Stade abzugeben, habe nichts mit dem Spiel oder dem Ergebnis gegen Cuxhaven zu tun, erklärt Weber. Die Entscheidung sei gereift. Vor eineinhalb Wochen habe er seine Entscheidung dem Verein mitgeteilt.

 

Die Regionalliga-Basketballer des VfL Stade hatten das Hinspiel gegen Cuxhaven mit 66:59 gewonnen. Vor allem dank eines glänzend aufgelegten Mason Biddle, der acht Dreier versenkte und 31 Punkte machte. Der US-Amerikaner hätte mit einer ähnlichen Glanzleistung dem VfL nun ein Abschiedsgeschenk der Extraklasse machen können: die Meisterschaft und den sportlich möglichen Aufstieg in die 2. Bundesliga ProB. Aber daraus wurde nichts.

 

Biddle war in den ersten beiden Vierteln glücklos. Drei Fouls sammelte er. Coach Nemo Weber nahm ihn zweimal raus. Wie Biddle agierte das ganze Team sehr hektisch, produzierte viele Fehler. Weber versuchte von Außen, Ruhe in den Spielaufbau zu kriegen, konnte auf seine aufgedrehte Mannschaft aber nur bedingt einwirken. Als Jan-Christian Both ein unnötiges Foul kurz vor der Halbzeit beging, war Weber richtig sauer.

 

RW Cuxhaven, der Titelfavorit, der aufsteigen will, konnte mit dem Druck umgehen. Der Gastgeber, angepeitscht von gut 1000 Fans, zog schnell auf 17:6 davon. Stade machte es Cuxhaven leicht, Anspiele unter den Korb gingen ob der großen Lücken fast immer durch. Mit 15:21 ging Stade ins zweite Viertel. Das Ergebnis war noch schmeichelhaft, weil RW ebenso den Faden verloren hatte.

Den fanden die Cuxhavener auch nicht so schnell wieder. Das zweite Viertel war ein großes Durcheinander. Viele Fouls und leichte Fehler prägten das umkämpfte Spiel. RW fing sich aber ein wenig, beendete das Viertel mit einem Dreier und schickte Stade mit einem 25:36-Rückstand in die Pause.

 

Coach Weber hoffte auf Besserung. Er wurde enttäuscht. Nach einer Minute und zehn Sekunden im dritten Viertel nahm er eine Auszeit. Es half nicht. RW drehte auf, der VfL konnte nur reagieren. Weber schimpfte und fluchte an der Linie. Am Ende stand es 40:55. Die Cuxhavener Fans standen lange und ließen die Halle beben. Dass die angestrebte Meisterschaft noch in Gefahr geraten könnte, glaubte keiner mehr.

 

Im letzten Viertel agierte Biddle mit der Wut des Verzweifelten, aber es wollte nichts klappen. Die Stader kamen nicht ins Spiel. Die Cuxhavener spielten dagegen mit der Leichtigkeit des sicheren Siegers. Beim Stand von 51:62 nahm Weber nochmals eine Auszeit. Danach schraubte RW das Ergebnis hoch auf 71:51. Eine Minute und 30 Sekunden vor Schluss nahm Weber den erschöpften Biddle vom Feld. Die beiden umarmten sich lange. Das Spiel war verloren. Der Traum geplatzt. RW feierte mit 73:56 den Titel und den angestrebten Aufstieg. Der VfL Stade hat letztlich mit dem Vizetitel mehr erreicht als gedacht.

 

Stimmen zum Spiel

 

Mason Biddle: „Ich bin sehr enttäuscht. Man arbeitet eine ganze Saison so hart für ein Ziel und dann entscheidet ein Spiel über alles. Aber so ist Basketball. Das war kein gutes Spiel von uns. Heute wollte nichts klappen.“

 

Trainer Nemo Weber: „Das Ergebnis ist traurig für alle. Das bessere Team hat gewonnen. Glückwunsch an Cuxhaven.“

 

Kapitän Martin Kemp: „Das war eine schöne Kulisse und ein schönes Spektakel, aber leider von uns kein so schönes Spiel. Aber wir haben ein tolles Jahr hinter uns gebracht. Der Zusammenhalt im Team war großartig.“

 

Teammanager Rudi Steinkamp: „Das bessere Team hat gewonnen. Aber ich bin sehr zufrieden mit dem zweiten Platz und unheimlich stolz auf das Team. Unsere Amateure hatten aber heute gegen die Profis aus Cuxhaven keine Chance.“

 

Richard Fröhlich: „Das war ein kraftraubendes Spiel. Aber Cuxhaven war topfit bis zum Ende. Dennoch hat es in der vollen Halle unheimlich Spaß gemacht.“

 

Malte Domes: „Die Stimmung war großartig. Ich fand toll, dass unsere Fans so hinter uns standen und so viele mitgekommen sind.“

 

Ex-Trainer Benka Barloschky: „Cuxhaven war hinten besser sortiert. Bei Stade vielen die Körbe nicht.“

 

Florian Bunde: „Das Spiel war Fluch und Segen zugleich. Gewinnt man, ist man der Held. Verliert man, ist man der Loser.“

 

Die Statistik

Spielverlauf: 1. Viertel 21-15, 2. Viertel 36-25, 3. Viertel 55-40, 4. Viertel 73-56

 

VfL-Spieler (Punkte): Kemp (6), Andres (5/1 Dreier), von der Ohe, Cortes Rey (16), Biddle (8), Sausmikat, Fröhlich, Rogacewicz, Both (3/1), Bunde (7), Lipke (11)

7. April 2017

Quelle: Stader Tageblatt

Autor: Jan Bröhan